Ferraris Supersportler: Alle zehn Jahre wieder

Jede Dekade schiebt Ferrari einen Superwortwagen auf die Straße. Dieses Jahr ist es der F80: Ein 1.200-PS-Renner mit Formel 1 – Antriebstechnik.

Tradition mit PS-Power: Seit dem Ferrari GTO von 1984 legt der italienische Sportwagen-Spezialist etwa alle zehn Jahre einen limitierten Supersportwagen für die Reichen der Welt auf. Aktuell enthüllte der Hersteller an seinem Firmensitz im norditalienischen Maranello den F80. Die Bezeichnung steht in der Tradition des F40 von 1987 und dessen Nachfolger F50 von 1995. Wie diese, bezeichnet die Zahl und quasi das abgerundete Alter des Autoherstellers, den Enzo Ferrari 1939 gründete. Der F80 brilliert gleich mit mehreren Superlativen. Mit 1.200 PS ist er der stärkste Ferrari, der je für den öffentlichen Straßenverkehr konstruiert wurde. Dazu ist er der Teuerste aller Zeiten: Er kostet 600.000 Euro – pro Zylinder. Denn für seine Verkaufspreis von beachtlichen 3,6 Millionen Euro bietet er „nur“ einen V6-Motor. Eine Tatsache, die so manchen der aus aller Welt angereisten Gäste der feierlichen Enthüllung in Maranello irritierte. Ist man von Ferraris Top-Modellen doch V8- oder gar V12-Triebwerke gewohnt. Doch hinter der anscheinenden Bescheidenheit steckt ein Konzept: Im Motorsport, etwa der Formel 1, ist Ferrari gemäß Reglement mit Hybridmotoren unterwegs. Deren Technologie stand Pate für den F80; In diesem werkeln nämlich auch noch drei Elektromotoen. Den V6-Mittelmotor mit 900 PS unterstützt direkt ein Elektromotor mit 81 PS. An der Vorderachse sitzen darüber hinaus zwei E-Aggregate mit jeweils 142 PS – der Ferrari F80 verfügt also über Allradantrieb. Der längliche Akku, der quer hinter den Sitzen liegt, wird allein durch Rekuperat geladen. Das neue Hypercar ist also kein Plug-in-Hybrid und kann auch nicht rein elektrisch fahren.
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In 2,15 Sekunden von Null auf 100
Die Fahrleistungen der geballten Motorpower beeindrucken schon auf dem Papier: In nur 2,15 Sekunden beschleunigt der F80 auf Tempo 100, nach 5,75 Sekunden erreicht er aus dem Stand 200 km/h. Als Höchsttempo nannte Ferrari bei der Enthüllung am Firmensitz in Maranello „über 350 km/h“ – die offizielle Angabe im Datenblatt belässt er bei diesem Wert. Aber der F80 bremst mit seiner Keramik-Carbon-Anlage auch schnell: Aus 100 km/h steht er nach 28 Metern; aus 200 km/h nach 98 Metern. Ungewöhnlich im Interieur: Ferrari bezeichnet den F80 als „Einsitzer mit zwei Plätzen“. Der Fahrersitz ist etwas weiter vorne installiert als der des Beifahrers; beide Plätze rücken so um fünf Zentimeter enger zusammen als beim Vorgänger, dem La Ferrari. Weil der Beifahrer so aus dem Blickfeld des Fahrers rückt, soll dieser das Gefühl bekommen, solo unterwegs zu sein, wie in einem Rennwagen. Trotzdem könne man das „einmalige Fahrerlebnis teilen“, betont Ferrari. Überlegungen, den F80 konsequent als Monoposto auszulegen, gab es aber durchaus. Die Produktion des F80 ist auf 799 Einheiten limitiert; Ferrari ist guter Dinge, alle recht zügig verkaufen zu können. Produziert wird der schnelle Wagen in einer neuen, hochmodernen Fertigungsanlage namens „E-Building“. Ferrari betont, dass E stehe für Effizienz, Energie und Ökologie („ecology“) – und eben nicht für Elektro. Ein für das nächste Jahr geplantes voll batterieelektrisches Fahrzeug soll hier zwar entstehen, aber eben auch Hybride wie der F80 und weiterhin reine Verbrenner wie das SUV Purosangue. „Die Zukunft wird kommen“, orakelte bei der F80-Enthüllung Ferraris kaufmännischer Leiter Enrico Galliera mt Blick auf eine mehr oder weniger vollständige Elektrifizierung der Sportwagenmarke. Um dann gleich mal das (derzeit) geplante EU-weite Verbrenner-Verbot ab 2035 anzuzweifeln: „Wann, das weiß man nicht“. Es folgte eine Soundprobe des Verbrennungsmotors aus den Lautsprechern. Und die klang dann mehr nach Ferrari als nach V6.
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Marcus Efler
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