Kurz nach dem neuen GLE reichten die Stuttgarter die Coupé-Version nach. Sein sportliches Design und sein revolutionäre Cockpit sucht seinesgleichen und sorgt garantiert für Aufsehen.
Der Versuch die großen SUV in eine Coupé-Version zu verwandeln , ist längst salonfähig geworden. Als BMW mit dem X6 vor Jahren diesen Trend auf den Weg brachte, gab es einen Aufschrei in der Auto-Fachwelt. Doch schon kurze Zeit später stellte sich dies als ein wirklicher Kundenmagnet raus. Kein Wunder, denn mit den abgeschrägten SUV-Coupé bekommt der Kunde ein praktisches und ein sportliches Auto zugleich. Dass auch Mercedes das neue GLE Coupé wieder überarbeitet hat, ist also nur konsequent. Seit Anfang 2020 steht die Coupé-Version für mindestens 76.000 Euro beim Händler.
Einige Kompromisse muss der Kunde aber bereit sein einzugehen: Einschränkungen gegenüber einem klassischen SUV gibt’s ob des stylisch abfallenden Dachs vor allem beim Platzangebot im hinteren Bereich, doch bei einer Gesamtlänge von fast 5 Meter ist das beim GLE Coupés leicht verschmerzbar. Was ins Auge fällt ist das Hight-Tech-Cockpit und dies geniessen die Insassen vorne und im Fond genauso ordentlich wie beim GLE. Auch der Kofferraum bietet mit bis zu 1.790 Liter viel Platz, wenngleich im großen Bruder über 250 Liter mehr reingehen. In Sachen Sportlichkeit ist das GLE Coupé gut aufgestellt. Einen über 1,70 Meter hohen eleganten „Kasten“ derart geschmeidig bewegen zu können, ist mehr als beeindruckend, und nicht zuletzt der großen Weiterentwicklung zu verdanken. Und das bei einem Leergewicht von 2,3 Tonnen, alle Achtung.
Gegenüber dem GLE wurde der Radstand um sechs Zentimeter verringert, der Unterbau straffer abgestimmt, die Lenkung direkter ausgelegt und mit Hilfe von optionaler Luftfederung und 48-Volt-Wankstabilisierung legt sich der Mercedes bei Bedarf sogar richtig in die Kurve. Ein tolles Fahrgefühl aus Sicherheit und absoluter Sportlichkeit. Auch in Sachen Geländegängigkeit müssen Coupé-Kunden etwas zurückstecken. Natürlich fährt auch das Schrägheck mit dem variablen Allradsystem vor; im Normalfall gehen 100 Prozent nach hinten, bei Bedarf kann die Hälfte des Drehmoments an die Vorderachse geschickt werden. Auch die Bodenfreiheit ist identisch mit dem GLE und mit maximal gut 20 Zentimetern ausreichend für Waldwege und grobe Schotter-Pisten.
Ein spezielles Offroad-Paket mit Untersetzung und Sperren sucht man bei der Dynamik-Version allerdings vergeblich. Motorenseitig bedient sich das Coupé bei seinem großen Bruder, allerdings steht zunächst nicht die komplette Palette zur Wahl: Wer einen Benziner will, muss sich gedulden oder zur 53er-AMG-Version greifen: Der Reihensechszylinder mit Elektro-Boost stellt 320 kW/435 PS bereit, kostet allerdings auch knapp 93.000 Euro. Für den eingangs erwähnten Basis-Preis gibt’s den 200 kW/272 PS starken Sechszylinder-Diesel als 350d, etwas mehr Power (243 kW/330 PS) stellt die 400d-Version des gleichen Aggregats für 81.634 Euro bereit. Auf diesem Preisniveau dürfte sich auch der Diesel-Plug-in-Hybrid 350de bewegen: Hier kombiniert Mercedes einen Vierzylinder mit dem E-Antrieb zu einer 225 kW/306 PS starken Einheit, die dank großer 31,2-kWh-Batterie rund 100 Kilometer elektrische Reichweite ermöglicht. So ausgestattet bringt das Coupé allerdings nicht weniger als 2,7 Tonnen auf die Waage.
Wer zuhause oder bei der Arbeit eine Steckdose nutzen kann, fährt mit dem Plug-in-Hybriden richtig gut: Die Fahrleistungen liegen auf dem Niveau des 350d, der Standard-Sprint ist in unter sieben Sekunden abge-hakt; gefühlt schiebt er dank des kraftvollen E-Antriebs sogar ähnlich kraftvoll an wie der 400er – kein Wunder, stellen beide doch massive 700 Newtonmeter Drehmoment bereit, die, wie bei allen GLE, von einer samtigen Neungang-Automatik verwaltet werden. Die Hybrid-Vmax liegt mit 210 km/h knapp unter den Dieseln, damit ist man allemal flott genug unterwegs. Rein elektrisch ist Tempo 160 drin. Solange genug Strom im Akku ist, schaltet sich der Verbrenner tatsächlich nur sehr selten ein, etwa beim Kick-Down oder wenn’s steil bergauf geht.
Dass der Vierzylinder nicht ganz so seidig klingt wie der Reihensechser, ist Fakt, aber nicht weiter schlimm. Dagegen hilft am besten ein Stopp an der Gleichstrom-Schnellladesäule, wo nach 30 Minuten die Batterie wieder randvoll ist. Den Verbrauch gibt Mercedes mit theoretischen 1,3 Litern an, fährt man lange Strecken ausschließlich mit Diesel, dürfte der allerdings irgendwo bei sechs, sieben Litern liegen.
Technische Daten über das Mercedes GLE 350d Coupé:
- Türen/Sitze: Fünftüriges, fünfsitziges SUV-Coupé der oberen Mittelklasse
- Motor: 3,0 Liter-Reihensechszylinder-Turbo-Diesel
- Getriebe: Neugang-Automatik
- Leistung: 200 kW/272 PS
- Max. Drehmoment: 600 Nm bei 1.200-3.000 U/min
- Antrieb: Allradantrieb
- Beschleunigung: 6,6s
- Top-Speed: 226 km/h
- Länge/Breite/Höhe: 4.940/2.160/1.370 mm
- Radstand: 2.940 mm
- Kofferraumvolumen: 655-1790 l
- Verbrauch: 7,3-6,9l/100km
- C02-Ausstoß: 193-182 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d
- Effizienzklasse: B
- Preis: ab 76.279 Euro
- Information: www.mercedes-benz.de
Text: Hartmut Adam
Bilder: Daimler AG