Ein blauer Blitz auf der Rennstrecke von Le Mans

Das Jahr 2023 markiert nicht nur den 100. Jahrestag der 24 Stunden von Le Mans, sondern auch 60 Jahre des Engagements der französischen Sportwagenmarke Alpine im Ausdauersport. Mit dem Showcar A424_ß bietet Alpine einen konkreten Ausblick auf das Auto, mit dem die Marke 2024 in der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft starten wird. Die A424_ß stellt die Quintessenz von Automobilbau und Rennsport der Marke dar.

Reifenwechsel in der Boxengasse.

Nach 50 Jahren Pause kehrte Ferrari pünktlich zum 100. Jahrestag der 24 Stunden von Le Mans zurück und jagte Toyota die riesige Siegertrophäe ab. Toyota ist nach Ferrari, Porsche und Audi der vierte Hersteller, der fünf Siege in Folge verbuchen konnte. Das spannende Rennen und das lebhafte Rahmenprogramm für die 325.000 Zuschauer aus aller Welt bot eine angemessene Kulisse für Hersteller, um sich für die Zukunft aufzustellen. Alpine präsentierte sich dabei als angriffslustig, aber dennoch nonchalant.
24 Stunden, 62 Autos, 342 Runden auf einer 13,6 Kilometer langen Strecke und eine Rekordrundenzeit von knapp 3:13 Minuten – das sind die Fakten. Jedes Auto hat drei Fahrer, die sich ablösen. Reifen werden in Sekundenschnelle gewechselt, ebenso wie defekte Karosserieteile, die bei Gegner- oder Leitplankenkontakt abgeflogen sind. Die Starter teilen sich auf in vier Klassen, die wichtigste ist die der Hypercars. Bei der Jubiläumsausgabe rangen sieben Rennställe um den Sieg: Toyota, Ferrari, Porsche, Peugeot, Cadillac, Glickenhaus und Vanwall, in 2024 wird es voller: Dann werden auch BMW, Lamborghini und Alpine in der wichtigsten Klasse am Start sein.
Die Einführung der Hypercar-Klasse in 2021 und die Konvergenz mit der IMSA WeatherTech SportsCar Championship haben den 24 Stunden von Le Mans und den Langstreckenrennen neues Leben eingehaucht. Zahlreiche Sportwagenhersteller haben sich dieser Disziplin verschrieben und damit ein neues goldenes Zeitalter eingeläutet. Die Klasse ist für Automobilhersteller attraktiv, weil sie ihnen die Chance gibt, in der FIA WEC-Langstrecken-Weltmeisterschaft, in der IMSA WeatherTech SportsCar Championship und bei legendären Rennen wie den 24 Stunden von Le Mans anzutreten und den Gesamtsieg anzustreben. Teilnehmer können zwischen LMH- und LMDh-Spezifikationen wählen und elegante und stilvolle Autos präsentieren, die ihrer Marke gerecht werden.

Der Ausblick von der Alpina-Terrasse ließ erahnen, welche Menschenmengen dem Event beiwohnten .

Herausforderung in eleganter Erscheinung
Die Teilnahme von zwei Alpine in der LMP2-Kategorie sorgte schon in diesem Jahr für starke Sympathiebekundungen und großen Applaus beim motorsportbegeisterten Publikum, gelangten die beiden Starter in dieser Klasse doch auf die Plätze vier und neun. Nun entwickelt der französische Hersteller ein Hypercar, das ab dem nächsten Jahr in der prestigeträchtigsten Kategorie – LMDh – des Langstreckenrennsports teilnehmen wird. Das Ziel ist klar definiert: Der Sieg bei Le Mans. Optisch ist der Neuling ein Traum. Bei seiner Enthüllung im Alpine-Center nahe des 24-Stunden-Rings sorgte er für Blitzlichtgewitter und Handyansturm. Mit dem A424_ß wird Alpine 2024 in der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft starten. Der blaue Blitz markiert die Quintessenz von Automobilbau und Rennsport bei Alpine, sowohl in ästhetischer als auch in technischer Hinsicht. Unter anderem nimmt der Langstrecken-Prototyp die künftige markante Lichtsignatur der Alpine Serienfahrzeuge vorweg.
Le Mans für Alpine Daily Drivers
Basierend auf dem markantesten Design der Alpine würdigt der Hersteller das Jubiläum des Langstreckenrennens mit einer limitierten Auflage der neuen A110 R Le Mans. Auch dieses Sondermodell wurde am „Circuit des 24 Heures“ mit der professionellen Rennfahrerin Sophia Flörsch enthüllt, die Mitglied des Alpine Racing Programms ist.
Die in 100 Exemplaren produzierte A110 R Le Mans verkörpert klassische Rennsport-Tugenden: Dank ihres 221 kW/300 PS starken Motors und des Gewichts von lediglich 1.082 Kilogramm spurtet sie in nur 3,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 285 km/h auf der Rennstrecke, mit einer patentierten „Hunaudières“-Einstellung für noch mehr Stabilität auf der Strecke. Die blau-weiße Lackierung ist eine Hommage an die klassischen Le-Mans-Rennfarben. Bestellstart für die A110 R Le Mans in den Alpine Centern in Frankreich war am 8. Juni 2023. Der Preis für die exklusive Sonderserie liegt bei 140.000 Euro.
Alpenglow, der Katalysator für Emotionen, Kreativität und Eleganz
Das Concept Car Alpenglow ist ein Vorreiter für neue nachhaltige Lösungen, einschließlich der Verwendung von Wasserstoff. Dieses Konzept repräsentiert das Muttermodell aller zukünftigen Alpine-Modelle mit elegantem Design, und fortschrittlicher, innovativer Technologie. Es steht für das authentische Fahrerlebnis einer Alpine sowohl auf der Straße als auch auf der Rennstrecke.


Blick zurück auf hundert Jahre Motorsport in Le Mans
Alle großen Hersteller von Mainstream-Autos und Sportmodellen kommen von jeher nach Le Mans, um die Robustheit ihrer Maschinen zu testen, Geschwindigkeits- oder Distanzrekorde zu brechen und ihre technologischen Fähigkeiten bekannt zu machen. Die ersten Jahre wurden von Bentley dominiert, bevor der britische Hersteller in den 1930er Jahren Alfa Romeo Platz machte. Die Veranstaltung war bereits fester Bestandteil des französischen Erbes, als der Zweite Weltkrieg eine zehnjährige Pause erzwang. Nach dem tragischen Unfall von 1955, der viele Todesopfer forderte, wurde die Rennstrecke umfassend renoviert.
Jaguar und Ferrari standen in den 1950er Jahren gemeinsam im Rampenlicht, bevor der Riese Ford Motor Company Le Mans wählte, um auf der Rennstrecke Rache zu üben, nachdem sein Übernahmeangebot für das italienische Unternehmen abgelehnt worden war. Diese Episode wurde in James Mangolds Film Ford gegen Ferrari (alias Le Mans ’66) aus dem Jahr 2019 mit Matt Damon und Christian Bale in den Rollen von Carroll Shelby und Ken Miles dargestellt. Und noch mehr Hollywood-Schauspieler haben auf der Rennstrecke von Le Mans einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Steve McQueen kam, um eines seiner Meisterwerke zu filmen, und Paul Newman hätte das Rennen 1979 beinahe gewonnen – am Ende eines Jahrzehnts, in dem die mächtige Marke Porsche auftauchte, die 1970 den ersten von 19 Rekordsiegen einfuhr.
In Le Mans geht es aber nicht nur um Autos. Der Name des Rennens war schon immer ein fruchtbarer Boden für den menschlichen Fortschritt. Die Leistung des Siegers von 1950, Louis Rosier, der angeblich 23,5 Stunden am Steuer seines Talbot verbrachte und die von Henri Pescarolo, der sich 1968 mit einem Matra trotz defektem Scheibenwischer im strömenden Regen bis auf den zweiten Platz kämpfte, haben Geschichte geschrieben. Auch der Lokalmatador Jean Rondeau, der sich 1980 gegen die vom legendären Jacky Ickx angeführte Porsche-Armada durchsetzte und als einziger Fahrer in einem selbst entworfenen Auto gewann, bleibt unvergessen.
Ickx – auch bekannt als Mr. Le Mans – hielt lange Zeit den Rekord für die Anzahl von neun Siegen. Tom Kristensen brach ihn in nur 18 Starts, darunter sieben mit Audi in den 2000er-Jahren. Sicherheit und Technologie sind die beiden Schlagworte des Automobile Club de l’Ouest (ACO). Die nächste Herausforderung ist Wasserstoff.


Blick nach vorn in die nahe Zukunft
Im Jahr 2019 verursachte das Rennen über 36.000 Tonnen CO2. Anschließend identifizierte das ACO Bereiche mit Verbesserungspotenzial und machte sich daran, bis 2030 die CO2-Neutralität zu erreichen. Ziel sollte sein, die Emissionen um 30 Prozent zu reduzieren und ein „CO2-Beitragsprogramm“ zu entwickeln, um Netto-Null zu erreichen. Das Projekt trägt den Namen „Race to 2030“. Im Jahr 2021 beschloss das ACO, seine Strategie für nachhaltige Entwicklung auf die nächste Stufe zu heben und formulierte seine Verpflichtungen in der „24-Stunden-Mission“.
Das Jubiläum des 24-Stunden-Rennens von Le Mans soll nicht nur das Erbe des berühmten Rennens würdigen, sondern auch in Zukunft ein Testgelände für Automobilinnovationen sein. Die neue Hypercar-Klasse verfügt bereits über eine schillernde Auswahl an Herstellern, und die Hydrogen-Klasse steht vor der Tür (geplant für 2026). „MissionH24“ wurde 2018 ins Leben gerufen und wird gemeinsam vom Automobile Club de l’Ouest und GreenGT geleitet. Ziel des Projekts ist die Einführung einer 24-Stunden-Klasse von Le Mans für wasserstoffbetriebene CO2-freie Prototypen als potenzielle Rennsieger. Das Rennteam H24 Racing von MissionH24 nimmt mit dem Elektro-Wasserstoff-Prototyp H24 am Michelin Le Mans Cup teil, einschließlich Road to Le Mans. Es ist das erste Mal, dass ein wasserstoffbetriebenes Auto dieses Niveau im Rennsport erreicht. Der LMPH2G (Le Mans Prototype H2 Gas) fährt derzeit in einem Feld konventioneller Rennmaschinen mit Verbrennungsmotoren. In Le Mans ist die beeindruckende Leistung des Elektro-Wasserstoff-Prototyps ein Beweis dafür, dass die Energiewende im Gange ist.
Über 15 Aussteller und Interessenvertreter stellten zudem in einem Wasserstoff-Dorf ihr Wissen und Know-how zur Diskussion. Das H2-Dorf, das sich neben dem Herstellerdorf befindet, umfasste die Schwerpunkte MissionH24 und die Zero-Emission Endurance, die Fahrzeuge und Demonstratoren des H2-Motorsports zusammenbringen sollte. Der vom MissionH24-Programm entwickelte MissionH24 hat ein klares Ziel: Wasserstoff im Rennsport in Form seiner bahnbrechenden Prototypen (LMPH2G, gefolgt von H24) zu fördern, bevor sich die Hersteller auf Wasserstoff im Langstreckensport festlegen.

Zwei Alpine in der LMP2_Kategorie sorgten für starke Sympathiebekundungen.


100 Jahre 24 Stunden von Le Mans im Schnelldurchlauf
1923: Dreiunddreißig Autos fuhren am Morgen des 26. Mai 1923 zum allerersten 24-Stunden-Rennen von Le Mans auf eine nasse und schlammige Strecke. Die größte Herausforderung dieses 24-Stunden-Grand-Prix of Endurance bestand darin, eine vorgegebene Mindestdistanz zurückzulegen, die auf der Motorleistung jedes Fahrzeugs basiert. André Lagache und René Léonard siegten im #9 Chenard & Walcker Sport 3L und legten 128 Runden auf der 17,262 km langen Strecke mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 92 km/h zurück.
1966: Nach neun Siegen, darunter einer ungeschlagenen Serie von 1960 bis 1965, wurde Ferraris Dominanzzeit von Ford beendet. Die 200-km/h-Grenze für die Durchschnittsgeschwindigkeit über 24 Stunden wurde durchbrochen.
1970: Der legendäre Start im Le-Mans-Stil, bei dem die Fahrer zu ihren schräg auf der anderen Seite der Strecke geparkten Autos rannten, galt als zu gefährlich. Es wurde durch ein Rolling-Start-Verfahren ersetzt, das noch heute angewendet wird. Mit dem 917 K von Attwood und Herrmann sicherte sich Porsche seinen ersten Sieg.
1991: Das neue Gebäude der Rennleitung, bekannt als Module Sportif, und die neu gestalteten Boxen werden für die 24 Stunden von Le Mans 1991 eröffnet. Auf der Rennstrecke war Mazda der erste japanische Hersteller, der das Rennen gewann und der erste, der mit einem Wankelmotor triumphierte. Der Formel-1-Star Michael Schumacher fuhr die schnellste Rennrunde und belegte den fünften Gesamtrang.
1999: BMW gewinnt zum ersten Mal und besiegt Toyota, Mercedes, Nissan und Audi. Die Mercedes CLRs waren von einem Abtriebsverlust betroffen, was dazu führte, dass zwei davon „abhoben“ und abstürzten (einer im Warm-Up). Der dritte wurde anschließend vom Team zurückgezogen. Dieses Rennen war das letzte 24-Stunden-Rennen von Le Mans, an dem der französische Fahrer Henri Pescarolo teilnahm. Er hält immer noch den Rekord für die Anzahl der Einsätze mit 33 Starts und vier Siegen (1972, 1973, 1974, 1984).
2013: Der Däne Tom Kristensen triumphierte am Steuer des Audi R18 e-tron quattro, den er sich mit Loïc Duval und Allan McNish teilte, und erhöhte seinen Siegesrekord bei den 24 Stunden von Le Mans auf neun.
2016: Bei diesem Rennen entwickelte sich ein erbitterter Dreikampf zwischen Toyota, Porsche und Audi. Der Toyota Nr. 5 lag zu Beginn der letzten Runde in Führung, als er nach einem Motorleistungsverlust vor der Tribüne anhielt. Der Porsche Nr. 2 sicherte sich den 18. Le-Mans-Sieg für den deutschen Hersteller. 

Fotos: Alpine, Renate Freiling, privat / www.alpinecars.de

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