Hochalpine Grenzerfahrung – Mit dem Suzuki Grand Vitara auf den Monte Jafferau

Der Monte Jafferau liegt am Naturpark Gran Bosco di Salbertrand.
Der Monte Jafferau liegt am Naturpark Gran Bosco di Salbertrand.
Unverfälschtes Gelände-Abenteuer dort, wo ohne Differenzialsperre und Untersetzung nicht viel geht: Wer Nervenkitzel in freier Wildbahn sucht, kommt auf den hochalpinen Schotterpisten rund ums piemontesische Valle di Susa voll auf seine Kosten. Grenzerfahrungen im doppelten Sinne zwischen Italien und Frankreich.

Ein wahres Offroad-Mekka liegt im Grenzgebiet zwischen Italien und Frankreich auf steilen Pfaden entlang atemberaubender Abhänge. Einer der Höhepunkte im norditalienischen Allrad-Paradies: die Auffahrt zum 2.801 Meter hohen Monte Jafferau mit bis zu 20 Prozent Steigung auf teils ausgewaschenen, abgebrochenen und extrem schmalen Pfaden. Der hochalpine Geländetrip ist bis heute noch erlebenswert. Allerdings: Die ehemals größte Mutprobe ist seit 2014 nicht mehr befahrbar – die holprige Fahrt in knietiefem Wasser durch den 850 Meter langen, engen und unbeleuchteten Militärtunnel „Galleria dei Saraceni“. Doch selbst die Annäherung an den Tunnel und die Fahrt zum Gipfel über eine Ausweichroute von Savouix aus entlang der SS335 wird nach wie vor reich belohnt:

Lohn der Stapazen: der Blick vom Hochplateau des Monte Jafferau auf Dreitausender-Gipfel.
Lohn der Stapazen: der Blick vom Hochplateau des Monte Jafferau auf Dreitausender-Gipfel.

Auf dem Gipfel wartet der siebte Offroad-Himmel mit atemberaubendem 360-Grad-Panorama auf zahlreiche Dreitausender-Gipfel der italienisch-französischen Alpen. Und ein Abstecher zum höchsten legal befahrbaren Punkt der Alpen auf den Colle Sommeiller ist von hier aus im wahrsten Sinne naheliegend.

Hier sind echte Offroader gefragt

SUVs sind gefragte Allround- Freizeitvehikel. Auf den extremen Geländepisten oberhalb des Valle di Susa sollte man jedoch keinen trendigen Fronttriebler mit lediglich erhöhter Sitzposition bewegen, sondern einen waschechten Offroader. Der Suzuki Grand Vitara ist so einer. Dank Geländeuntersetzung und Mitten- Differenzialsperre bietet er genügend Reserven für extreme Steigungen oder Abhänge, loses Geröll, rutschige Wasserdurchfahrten und weitere unliebsame Überraschungen. Sein 2,4-Liter- Benzinmotor liefert 169 PS (124 kW) und vor allem mit 227 Nm reichlich Drehmoment, das sich mit der Geländeuntersetzung noch steigern lässt. Der inzwischen abgelöste Grand Vitara mag altersbedingt kein ausgesprochen schicker SUV sein, aber auf hochalpinen Schotterpfaden ist man mit dem robusten Japaner sicher unterwegs.

Aufmunterung aus dem Fiat Panda

Rückblick auf den regelrechten Höllentrip, der hier bis 2014 möglich war: Von der „Strada Monginevro“ (SS24 zwischen Turin und Frejus-Tunnel) zweigt etwa 2,5 Kilometer nordöstlich von Salbertrand eine zunächst asphaltierte schmale Straße in Richtung Eclause ab. Nach gut 2,5 Kilometer beginnt hier die Schotterpiste, die sich immer steiler durch Wälder den Berg hinaufschlängelt. In Bardonecchia hat uns bereits ein einheimischer Experte gewarnt: „Die Strecke hinauf zum Jafferau ist schmal und steil, aber sie macht Spaß und bietet wunderschöne Ausblicke.“ Ob wir da mit unserem SUV wohl hinaufkommen werden? Der lokale Insider und Fahrer eines offensichtlich ganz schön strapazierten Fiat Panda 4×4 bestärkt uns mit Blick auf den Vitara: „Viele müssen umkehren. Aber damit kommt ihr bestimmt hinauf.“

Größte Challenge:

ein in Handarbeit gegrabener Militärtunnel.

Schon bald erwartet uns eine erste kleine Mutprobe: In einen kurzen Tunnel führt das letzte Stück Fahrbahn auf der Talseite über ein stählernes U-Profil. Der Schotterweg ist auf über einem Meter Breite abgerutscht. Wahrscheinlich stammt diese Tücke von den heftigen Niederschlägen im Frühjahr 2008, als sich die Verhältnisse am Monte Jafferau dauerhaft verschärften. Wie in der Waschstraße zirkle ich konzentriert den linken Vorderreifen auf die Eisenschiene und rolle langsam auch mit dem Hinterreifen drauf. Nach und nach erschließt sich dem couragierten SUV-Piloten, warum die Offroad-Bibel Denzel der Auffahrt zum Monte Jafferau den höchsten Schwierigkeitsgrad 4 zuweist.
Etwa auf halbem Weg zum Gipfel folgt dann die größte Herausforderung: Der von Soldaten in Handarbeit gegrabene Militärtunnel, den uns die freundliche Signorina vom Tourismusbüro in Bardonecchia ans Herz gelegt hat, entpuppt sich als ungeahnter Nervenkitzel. Ich muss ein stockfinsteres, 850 Meter langes Loch überwinden, das kaum breiter als mein Grand Vitara ist. Die holprige Fahrbahn ist in weiten Teilen knietief überflutet. Man sieht nichts außer die vom Fernlicht erhellten Tunnelwände und den tiefschwarzen Wasserspiegel, der den von Schlaglöchern übersäten Tunnelboden verdeckt. Was, wenn jetzt einer entgegenkommt, und ich in der finsteren Enge zurücksetzen muss? Es gibt nur wenige breitere Stellen im Tunnel und eine Ausweichnische. Deshalb genügt schon ein entgegenkommender Motorradfahrer, um sich gegenseitig zu blockieren. Ich habe jedoch Glück und komme ohne Gegenverkehr durch. Dank des Tunnels durchquert man recht zügig den 2.595 Meter hohen Col Basset auf dem Weg zum Monte Jafferau.

Nichts für schwache Nerven: Die Tücken der sorgen für den ein oder anderen Adrenalinkick
Wellige Buckel türmen sich auf

Die Erleichterung über das gerade überwundene Nadelöhr Militärtunnel hält jedoch nur kurz an, wenn man sich immer mehr der bis heute erreichbaren Gipfelregion rund 200 Höhenmeter unterhalb des Monte Jafferau nähert, also in etwa 2.600 Metern Höhe. Hier stößt man auf einen besonders heiklen Abschnitt: Hohe, wellige Buckel türmten sich auf, wo die Fahrbahn ohnehin immer schmaler wird, immer mehr zur Talseite hinunterhängt und der Abgrund Hunderte von Metern in die Tiefe führt.

Je höher man am Monte Jafferau kommt, desto weniger sieht man, wohin die Schotterpfade weiterführen.
Je höher man am Monte Jafferau kommt, desto weniger sieht man, wohin die Schotterpfade weiterführen.

Jetzt sind die Geländeeigenschaften des Grand Vitara besonders gefragt: viel Bodenfreiheit, gute Böschungs- und Rampenwinkel, dazu Mitten-Differenzialsperre, abschaltbares ESP und Untersetzung. Die Kombination aus integriertem Leiterrahmen und Einzelradaufhängung bringt im Gelände Stabilität und ausgewogene Fahreigenschaften. Ich kann meist im ersten Gang fahren ohne die Kupplung zu treten. Nur manchmal gehe ich auf flacheren Passagen in den zweiten Gang. Der Motor hängt auch in der Höhenluft weit über 2.000 Meter stets kraftvoll am Gas und ist schon ohne Geländeuntersetzung angenehm durchzugsstark. So gerüstet bewältige ich selbst die unheimlichen Sandbuckel vor den ersten Eingängen zur verlassenen Festung am Monte Jafferau, die Soldaten einst in den Berg hineingegraben haben.

Dreitausender-Panorama am Gipfel

Kurz danach ist es vollbracht: Von einem Hochplateau am Monte Jafferau aus betört ein optisches Verwöhnprogramm mit 360- Grad-Panorama die vom Offroadfahren strapazierten Sinne. Bei echtem Kaiserwetter fällt der Blick auf die umliegenden italienischen und französischen Dreitausender-Gipfel wie Punta Sommeiller (3.333 Meter), Monte Niblé (3.365 Meter), Mont d’Ambin (3.378 Meter) und Aig. de Scolette (3.505 Meter). Rund vier Übernachtungen reichen neben der Jafferau-Tour für weitere lohnenswerte Abstecher in der reizvollen Region. Es bieten sich dabei besonders die stilvoll renovierten Hotels in der Altstadt von Oulx an. Besonders empfehlenswerte Tour-Ziele: von Susa nach Sestriere oder aufs vom Sommerschnee bedeckte Hochplateau am Colle Sommeiller – dem höchsten, legal befahrbaren Punkt in den Alpen. Das Ziel liegt dort auf 3.050 Metern.

Geländeuntersetzung und Mitten-Differenzialsperre machen den Suzuki Grand Vitara fit für hochalpines Gelände.
Geländeuntersetzung und Mitten-Differenzialsperre machen den Suzuki Grand Vitara fit für hochalpines Gelände.
Suzuki Grand Vitara
  • Motor: Vierzylinder Reihen-Benziner
  • Antrieb: Allrad permanent
  • Leistung: 169 PS (124 kW) bei 6.000 U/min
  • Getriebe: Fünfgang-Handschaltung
  • Top-Speed: 187 km/h
  • 0-100 km/h: 10,4 sec
  • Verbrauch: 9,0 l
  • Stauraum: 398 bis 1.386 l
  • Preis: 27.190 Euro (bis 2012)
  • www.suzuki.de

Nützliche Infos
Fremdenverkehrsbüro in Bardonecchia

Das Büro stellt sämtliche Infos für couragierte SUV-Piloten bereit — dar unter eine Karte („Zona Turista Libero“), die alle legal befahrbaren Offroad-Strecken enthält.

Piazza de Gasperi 1/ a

www.bardonecchia.it


Turin und seine Provinz

Informationen zu Monte Jafferau, Valle di Susa, Bardonecchia, Oulx und Colle Sommeiller

www.turismotorino.org


Infos Bardonecchia

www.italien.city-tourist.de/bardonecchia.htm

 

Text & Fotos: Ralf Schütze

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